Brian Klug: „Oh, was für ein verwickeltes Netz wir weben“. Europas jüdische Frage enträtseln

Datum:
Uhrzeit bis

Online-Vortrag und Gespräch mit Dr. Brian Klug, London (auf Englisch)

Die Aufzeichnung der Veranstaltung findet sich hier:
https://www.youtube.com/watch?v=LfPA7bgWerQ

Eine Veranstaltung des Jüdischen Museums Hohenems und des Bruno Kreisky Forums für Internationalen Dialog, Wien, in der Reihe „Borders. Grenzen und Identitäten“ und im Programm zur Ausstellung „Die letzten Europäer“

Die Idee eines Nachkriegseuropas, das sich auf universelle Werte wie Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden gründet, trägt den Namen ‚Projekt Europa‘, das „neue Europa“. Aus einer jüdischen Perspektive, wie sie Brian Klug entfaltet, sind Juden als Juden in die Krise dieses Neuen Europa verwoben, die zugleich eine Krise des Judentums ist. Denn das neue Europa wird immer noch von der ‚Judenfrage‘ des alten Europas heimgesucht; und Juden sind es auch. Der allgemeine Sinn dieser giftigen Frage (deren Wurzeln in der Antike liegen) ist der folgende: „Was soll Europa mit seinen Juden tun?“ Mit dem Wechsel von Alt zu Neu sind die Juden vom „Gegenbild“ zum Vorbild geworden: vom inneren Fremden zu „den ersten, den ältesten Europäern“, wie Romano Prodi es als Präsident der Europäischen Kommission schon 2004 behauptete. Der Bindestrich in „jüdisch-christlich“ schreibt das Judentum in das europäische Selbst ein. Zugleich wird Europa in den jüdischen Staat eingeschrieben: „Europa endet in Israel. Östlich von Israel gibt es kein Europa mehr“ (Benjamin Netanjahu). Diese Verflechtung des Neuen Europa und den Juden bedeutet zugleich die Ausgrenzung des Islam (wie auch der Palästinenser).
„Oh, was für ein verwickeltes Netz wir weben“ (Walter Scott). Brian Klug plädiert dafür, um der Zukunft willen dieses Netz an den Nähten zu entflechten: Europas jüdische Frage zu enträtseln.

Brian Klug ist Senior Research Fellow in Philosophie an St. Benet’s Hall, Oxford; Mitglied der philosophischen Fakultät der Universität Oxford; Honorary Fellow des Parkes Institute for the Study of Jewish/non-Jewish Relations, Universität Southampton; und Fellow des College of Arts and Sciences, Saint Xavier University, Chicago. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Patterns of Prejudice und Mitglied der internationalen Beiräte für das Islamophobia Studies Yearbook; ReOrient: The Journal of Critical Muslim Studies; und „Negotiating Jewish Identity: Jüdisches Leben im Norwegen des 21. Jahrhunderts“ (ein Projekt des Norwegischen Zentrums für Studien über den Holocaust und religiöse Minderheiten). Er hat umfangreich über Judentum, Antisemitismus, Islamophobie, Rassismus und verwandte Themen publiziert. Zu seinen Büchern über jüdische Themen gehören: Being Jewish and Doing Justice: Bringing Argument to Life; Offence: The Jewish Case; A Time To Speak Out: Independent Jewish Voices on Israel, Zionism and Jewish Identity (als Mitherausgeber).