Vortrag und Gespräch mit Micha Brumlik (Berlin)
In Europa und nicht zuletzt in der deutschen Hauptstadt ist ein Grundsatzstreit entbrannt: nämlich, ob Antisemitismus und Islamophobie miteinander verglichen werden dürfen. Konservative Kräfte, aber auch die erstarkten Rechtspopulisten haben sich dabei insbesondere auf das jüdische Museum Berlin und das ebenfalls in Berlin angesiedelte Zentrum für Antisemitismusforschung eingeschossen: beide Institutionen werden beschuldigt, mit islamistischen Judenfeinden zusammenzuarbeiten. Dabei wird ganz nach dem Muster einer „Kontakt-Schuld“ gearbeitet, das so zuletzt in den USA zur Zeit der Verfolgung tatsächlicher und angeblicher „Kommunisten“ unter Senator Mc Carthy wirksam war.
Micha Brumlik diskutiert diese öffentliche Denunziation jeder kritischen Diskussion über europäische Islamfeindlichkeit, wie auch jeder Kritik an israelischer Politik als Case Study einer fatalen Instrumentalisierung von Juden und Israelis. Im Zeichen einer Ideologie des „Christlich-Jüdischen Abendlandes“ dient die neu entdeckte Liebe zu Israel offenbar vor allem der Ausgrenzung von MigrantInnen und der Legitimierung von Ressentiments.
Micha Brumlik lehrte als Professor für Erziehungswissenschaften in Heidelberg, dann in Frankfurt am Main. In Davos als Kind jüdischer Flüchtlinge geboren, lebt und arbeitet er heute als Publizist in Berlin.
Anfang der 1980er Jahre gehörte Micha Brumlik zu den Begründern der Jüdischen Gruppe Frankfurt und der Zeitschrift Babylon, von 2000 bis 2005 leitete er das Fritz Bauer Institut in Frankfurt. Er ist Mitherausgeber der Blätter für deutsche und internationale Politik. Zu seinen neusten Veröffentlichungen gehören: Wann, wenn nicht jetzt? Versuch über die Gegenwart des Judentums (2015), Demokratie und Bildung (2018), Hegels Juden. Reformer, Sozialisten, Zionisten (2019).
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