Europäisches Tagebuch, 11.11.2020: Heute vor 156 Jahren wurde in Wien Alfred Hermann Fried geboren.
Nach seiner Ausbildung als Buchhändler begann er in Berlin in seinem Beruf zu arbeiten und gründete, gerade vierundzwanzigjährig, mit dem Banklehrling Jacques Gnadenfeld einen Verlag. Ein Jahr später heiratete er dessen Schwester. Doch die Zusammenarbeit im Verlagsgeschäft und bald auch die Ehe mit Gertrud Gnadenfeld endeten unglücklich. Fried wendete seine Energie nun einem neuen, ambitionierteren Projekt zu: dem Weltfrieden.
Gemeinsam mit Bertha von Suttner gab er ab 1892 die pazifistische Zeitschrift Die Waffen nieder! heraus und begründete mit ihr im gleichen Jahr die Deutsche Friedensgesellschaft.
Von da an ist er regelmäßiger Mitorganisator und Gast internationaler Friedenskongresse, Redakteur der Monatlichen Friedenskorrespondenz und Mitarbeiter der Zeitschrift Die Friedenswarte. Unter heftigem Beschuss der wachsenden nationalistischen Kräfte in Deutschland forderten er und seine MitstreiterInnen Friedensverträge und schließlich ein internationales Verbot des Krieges und die Verpflichtung zur Konfliktklärung im Rahmen einer internationalen Gerichtsbarkeit. Auch in der jungen Esperantobewegung engagierte sich Fried und veröffentlichte 1903 sogar ein Lehrbuch der internationalen Hilfssprache, von der er sich Verständigung zwischen den Nationen erwartet.
1911 erhielt Fried gemeinsam mit dem niederländischen Juristen Tobias Asser, der wie er aus einer jüdischen Familie stammte, den Friedensnobelpreis. Tobias Asser war entscheidend am Aufbau des Ständigen Schiedshofes in Den Haag und an den Haager Friedenskonferenzen beteiligt. Die dritte Haager Konferenz sollte 1914 stattfinden, und wurde auf 1915 verschoben. Der Rest ist Geschichte. Eine Geschichte von Katastrophen, Verbrechen und Massenmord.
Von der Zensur bedrängt, emigrierte Fried 1914 mit seiner Zeitschrift Friedenswarte in die Schweiz. 1921 starb er nach langer Krankheit im Wiener Rudolfspital.